Kleine Kirchengeschichte
Mit der Besiedlung der Gegend um Langenstriegis im 12. Jahrhundert wird es bereits eine einfache, aus Holz errichtete Kirche gegeben haben.
Im hohen Mittelalter setzte die gläubige Bevölkerung mit dem Bau einer kleinen gotischen Kirche ein besonderes Zeichen. Von deren Mauern steht nur noch der Chorraum mit seinen Strebepfeilern. Das jetzige rechteckige, flachgedeckte Kirchenschiff stammt aus dem Jahr 1722.
Der Schrein in der Mitte des Altaraufbaus zeigt den Heiligen Wolfgang (im 10. Jh. Bischof von Regensburg), der ein romanisches Kirchenmodell trägt. Wahrscheinlich sah die Kirche zur Zeit der Reformation diesem Modell ähnlich: Kürzer und ohne den vorderen Teil des Turmes, dafür mit einem kleinen Dachreiter in der Mitte des Daches; am Altarraum eine halbrunde Apsis.
Ihr heutiges Aussehen ist im Wesentlichen auf den Umbau im Jahre 1722 zurückzuführen, als sie im spätbarocken Stil umgebaut und ein barocker Saal angebaut wurde. 1872 wurde der Turmknopf neu vergoldet, sieben Jahre später ereignete sich folgendes:
„Am Trinitatissonntag dieses Jahres 1879, am 8. Juni nachmittags gegen ½ 5 Uhr schleuderte während eines Gewitters ein Blitzstrahl den Turmknopf herunter, welcher, Gott sei dank, nicht zündete, dagegen den Turm bis zur Laterne herabriß mit solcher Gewalt, daß Schiefer und Holzsplitter, über die Kirchhofsmauern hinaus verstreut lagen, der Blitzstrahl wahrscheinlich sich zerteilend an der großen Glocke, welche auf ihrer Ostseite noch deutlich den Brandfleck in der Größe eines Pfennigs zeigt, ließ das im Vorjahr neugeschaffte schöne Geläut sonst unversehrt samt der nur etwas erschütterten Uhr und fuhr teils auf dem Kirchendach hin und auf einer nach Norden im Dach befindlichen Zinkplatte herunter, teils machte er, nach innen fahrend, die Orgel stumm, durchlöcherte die Decke, schlug den Bewurf herunter von der nördlichen Empore, wobei er die auf derselben Seite befindliche Emporentreppe zerriß, fuhr links vom Haupteingang durch die Mauer und in dem Abfallrohr der Dachrinne, dasselbe zerlöchernd und eindrückend, in die Erde. Außerdem ließ er Spuren seines Laufes an Kanzel, Altar und Sakristei zurück, indem er die Vergoldungen teilweise schwärzte und zerschlug auf allen Seiten Fensterscheiben.“
Die Schäden wurden repariert und seit dieser Zeit gibt es einen Blitzableiter, gefertigt und befestigt vom Schmiedemeister Hofmann aus Thiemendorf.
1955 musste die Turmkugel abermals erneuert werden, weil sie Einschusslöcher besaß, durch die Wasser ins Innere drang. Bei der Öffnung der Kugel 2001 durfte Kirchenbaurat Gerhart Basch als erster die Dokumente öffnen. Neben einer Abschrift des Dokuments aus dem Jahr 1879 fand sich auch ein Schreiben aus dem Jahr 1955 vom damaligen Pfarrer Gerhard Martin. Darin beklagt er den schlechten Zustand der Kirche und die politischen Triebkräfte, die es der Kirche sehr schwer machten und er beklagt die Zerrissenheit des deutschen Vaterlandes.
Knapp 50 Jahre später konnten Dank einer großzügigen Spende des Ehepaares Rößner aus Wachwil/Schweiz Dach, Fassade, Inneneinrichtung und Außenbereich der Kirche umfassend saniert werden.
Umfassende Sanierung
Baubeginn: Juni 2001
Wiedereinweihung: 26.05.2002
Die denkmalgerechte Instandsetzung erfolgte als behutsame Sanierung. Die vorhandenen Baustoffe und Konstruktionsprinzipien wurden beibehalten, um den Charakter des Denkmals zu wahren.
Folgende Bauarbeiten wurden ausgeführt:
- Instandsetzung des Dachstuhls
- komplette Neueindeckung des Daches einschließlich Bekrönung und Dachklempnerarbeiten
- Erneuerung des Außenputzes, Farbgebung nach Befund
- Einbau einer Drainage an der Hangseite
- Aufarbeitung der Fenster und Türen aus den 1950er Jahren
- Teilweise Erneuerung des Innenputzes, Reparatur der Stuckbänder
- Neuer Innenanstrich nach Farbbefunden
- Erneuerung des Fußbodens mit teilweise barockem Ziegelpflaster
- Erneuerung der Elektroinstallation
- Einbau einer elektrischen Bankheizung
- Neugestaltung des Zugangs und der Außenanlagen
Baukosten gesamt: 445.000 Euro
Gotischer Flügelaltar von 1520
Der Schrein in der Mitte des großen Altaraufbaus zeigt in der Mitte Maria mit dem toten Jesus auf dem Schoß. Diese Pieta ist wohl das älteste erhaltene Stück dieser Kirche vom Anfang des 15. Jh. Christus am Kreuz mit Maria und Johannes stehen auf dem Altar und sind älter als der Altar selbst (um 1500).
Links daneben ist der Heilige Wolfgang zu sehen. Er trägt in der Hand den Bischofsstab und ein romanisches Kirchenmodell.
Rechts neben der Pieta ist die Heilige Barbara mit einem Kelch dargestellt. Mit diesem „Kelch des Heils“ wurde sie von Gott gestärkt, so dass sie in den Christenverfolgungen des 4. Jh. im Römischen Reich standhaft blieb, bis ihr eigener heidnischer Vater sie tötete.
Der linke Flügel zeigt den Apostel Andreas mit dem Kreuz, Michael mit dem Schwert, Lorenz mit dem Rost, auf dem er unter Folter starb, und Norbert, der einen kleinen Teufel gefesselt hat.
Der rechte Flügel des Altares zeigt oben den Heiligen Blasius mit der Kerze und einen anderen Bischof, unten die Heilige Katharina mit Schwert und Buch und Margarete, Schützerinnen des Wehr-, Nähr- und Lehrstandes.
Auf der Rückseite der Bildflügel sind Gemälde in Tempera auf Holz mit Darstellungen des Martyriums der Heiligen Agathe zu sehen. Hinter den Flügeln befinden sich noch zwei weitere Gemälde:
Auf der linken Seite ist der Heilige Christophorus (griech. = Christusträger) zu sehen, der das Jesuskind auf den Schultern über einen Fluss trägt.
Auf der rechten Seite ist der Heilige Rochus, Schutzpatron der Krankenhäuser dargestellt. Auf dem Bild ist zu sehen, wie ihm ein Engel die Wunde im Schenkel heilt.
Unten in der Predella (ital.: Brettchen) über dem Altartisch ist die Krönung Marias durch Jesus und Gottvater zur Himmelskönigin zu sehen.
Taufstein aus Porphyrtuff von 1957
Auf dem Taufstein sind folgende Symbole eingraviert:
- Ein kreisförmiges Ornament mit einem Kreuz und den Buchstaben Alpha und Omega (Anfang und Ende).
- Eine Taube als Symbol des Heiligen Geistes, der wie ein Vogel über den Wassern des Anfangs schwebte. Die Taube mit dem Ölzweig kündigte am Ende der Sintflut Noah den göttlichen Frieden an. Diese Taube trat in Zusammenhang mit der Taufe auf, deren Wasser wie das der Sintflut die Sünden der Menschen abwäscht. Sie ist ein Symbol des göttlichen Friedens, der der Seele des Täuflings in der Taufe gewährt wird.
- Ein kreisförmiges Ornament mit einem Christusmonogramm, die miteinander verbundenen Buchstaben X (Chi) und P (Rho), welches die beiden Anfangsbuchstaben des griechischen Wortes Christus darstellt.
- Ein Fisch als Symbol, das in der Verfolgungszeit der jungen christlichen Kirche als Erkennungszeichen der Christen untereinander eine große Rolle spielte. Er birgt in seiner griechischen Übersetzung „ICHTHYS“ = Fisch einen so genannten „Akrostichon“ (eine Abkürzung von Anfangsbuchstaben verschiedener Wörter) und bedeutet: Jesus Christus Gottes Sohn Retter.
- Unter dem Fisch ist ein Schriftzug eingraviert: DIE CHRISTGLÄUBIGE GEMEINDE LANGENSTRIEGIS 1959