Orts- und Kirchengeschichte
- Die ersten Besiedler des Gebietes in und um Bockendorf waren vermutlich Slawen. Der Ort lag an der damaligen Salzstraße zwischen dem slawisch besiedelten Norden und dem böhmischen Süden. Dieser „Böhmische Steig“ verlief bis nach Venedig. 1185 wird Bockendorf erstmals „Bukendorf“ erwähnt. Der als Waldhufendorf angelegte Ort sollte wohl ursprünglich „Bukowinadorf“ (das heißt „Bucheckerndorf“) heißen, woraus später Bukwindorf, Bukendorf und schließlich Bockendorf wurde.
- 1284 wurde Bukendorf und „Ulendorf“ (heute: Eulendorf) vom Kloster Hersfeld an das Kloster Altzella verkauft. Der Preis betrug damals 30 Silber-Mark.
- Im 14. Jahrhundert wurde in Bockendorf eine Wehrkirche mit Wehranlage und Torhaus zum Schutz für Ort und Siedelnde errichtet.
- 1428 wird die bestehende Wehrkirche durch die Hussiten zerstört. Einzig das Torhaus und Reste der Mauer blieben bis heute erhalten.
- 1508 kommt der Ort Riechberg zum Gemeindegebiet der Kirche Bockendorf hinzu.
- Unter Heinrich dem Frommen (1539-1541) wurden im Zuge der Reformation die Klöster aufgelöst und das ehemalige „Hersfelder Lehen“ unter weltliche Herrschaft gestellt. Somit wurde 1539 auch die Kirche Bockendorf evangelisch.
- 1540 kommt Langenstriegis zum Gemeindegebiet der Kirche Bockendorf hinzu.
- 1597 wird unter Pfarrer Friedrich Nicolai die Bockendorfer Kirche neu erbaut. Wiederum eine Wehrkirche, die wegen des Hinzukommens der Dörfer Riechberg und Langenstriegis mehr Raum bieten sollte.
- Diese, 1597 erbaute Kirche, blieb bis 1831 weitgehend unverändert bestehen. Nach Raubzügen und schwedischen Soldatenlagern in der Kirche während des dreißigjährigen Krieges, 1634 und 1637, wurden 1648 Ausbesserungsarbeiten im Innern der Kirche ausgeführt und 1661 das Dach der Kirche mit Schiefer gedeckt. 1693 wird die erste Turmuhr eingebaut und 1717 erhält die Kirche eine neue Orgel.
- Auch die Kriege der Folgejahre gehen nicht spurlos an Bockendorf vorüber: 1757 werden preußische Dragoner während des 7-jährigen Krieges einquartiert und 1813, während der Völkerschlacht, wird die Kirche und das gesamte Pfarrlehen von französischen Soldaten geplündert. Diesem Ereignis fiel auch der damalige Pfarrer Richter zum Opfer.
- 1832 erfolgte ein Kirchenneubau, dem 1819 schon die Errichtung eines neuen Turmes vorausgegangen war. 1881 schließlich erhielt dieser Turm neue Glocken, die allerdings bereits im 1. Weltkrieg eingeschmolzen wurden.
- Am 27.09.1914 findet die Wiedereinweihung der Kirche nach einer inneren, grundlegenden Erneuerung statt. Auch eine neue Orgel des Baumeisters Schmeißer aus Rochlitz ist nun Teil der Bockendorfer Kirche. Außerdem erhielt die Kirche neue Altarfenster, die von Riechberger Bürgern gestiftet wurden.
- 1918 und 1920 werden die Namen der Gefallenen des ersten Weltkrieges in der Kirche, an den Emporen, angebracht.
- Auch 1920, wird das heute noch gut erhaltene Kriegerdenkmal vor dem Friedhofstor errichtet.
- 1957 wird ein neuer Glockenstuhl in den Turm der Kirche eingebaut, der Turm verstärkt und 4 neue Stahlglocken eingeweiht. Die Vorgängerglöcken mussten der Materialgewinnung des 2. Weltkrieges weichen. Nur eine der alten Bronzeglocken war in Bockendorf verblieben, die die Kirche in Langenstriegis erhielt.
- 1999 wird der Turm der Kirche grundsaniert.
- Am 22.11.2007 erfolgte die Vereinigung der bis dahin selbständigen Kirchgemeinden Bockendorf und Langenstriegis zur Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Bockendorf-Langenstriegis.
- 2008 erhält die Kirche Bockendorf ein vollständig neu gedecktes Dach.
- Am 01.01.2020 vereinigten sich die Kirchgemeinden Hainichen und Bockendorf-Langenstriegis zur Ev.-Luth. Kirchgemeinde Hainichen-Bockendorf-Langenstriegis. Und am 01.01.2021 wurde ein neues Schwesternkirchverhältnis („Kirchgemeinden im Striegistal“) aus den Kirchgemeinden Roßwein, Marienkirchgemeinde im Striegistal, St. Wenzel Pappendorf und Hainichen-Bockendorf-Langenstriegis gegründet.
- Seit 2020 arbeiten wir nun schon daran, auch die Decke der Kirche Bockendorf zu erneuern. Zahlreiche Risse deuten auf Ermüdung des Strohgeflechts im Putz hin und auch der tragende Balken, der längst über die gesamte Länge des Kirchenschiffes verläuft, ist deutlich in die Jahre gekommen. 2022 ist die Förderung dieser Sicherungsmaßnahme genehmigt worden, so dass wir hoffen dürfen, die erforderlichen Maßnahmen bis Frühjahr/Sommer 2023 ausgeführt zu bekommen.
- Schon 1629 wurde am sog. „Prophetengut“ in der Nachbarschaft des Pfarrhofes eine Gedenktafel zu Ehren des Bockendorfer Propheten Johann Werner angebracht (siehe unten). Nachdem die Tafel vom Gut entfernt werden musste, findet sie sich heute an einem eigens dafür errichteten „Prophetenstein“ (2022) seitlich der Einfahrt des Pfarrhofes.
Die Wappen an den Emporen im Inneren der Kirche:
- Wappen des Klosters Hersfeld – ist eine Stiftung der Stadt Bad Hersfeld (Hessen).
- Wappen des Klosters Altzella – in Erinnerung an die 1284 erfolgte Übernahme des Ortes durch das selbige Kloster.
- Wappen Martin Luthers und Philipp Melanchthons an der Orgelempore als Zeichen der Reformation.
- Wappen Heinrich des Frommen – für die Zeit der Einführung der Reformation in sächsischen Gebieten.
- Wappen des Schwedenkönigs Gustav Adolph – für dessen enge Verbindung zum Bockendorfer Propheten Johann Werner zur Zeit des dreißigjährigen Krieges.
Der „Bockendorfer Prophet“ Johann Werner:
1629 hatte der Bauer Johann Werner eine Vision: Ein Engel entführte ihn auf einer Wolke zum schwedischen König, der den evangelischen Glauben retten sollte. Nachdem Werner daraufhin mehrere Male vergeblich versuchte, den sächsischen Kurfürsten Johann Georg für die Seite der Schweden zu überzeugen, begleitete er das schwedische Hauptquartier jahrzehntelang im dreißigjährigen Krieg.Als Dank für die Dienste Johann Werners schenkte der schwedische König, Gustav Adolf, der Bockendorfer Kirche sein Wappen.Bis heute erinnern Gedenktafeln an sein Wirken: in der Kirche Bockendorf und seitlich der Einfahrt des Pfarrhofes, vor dem Grundstück, auf dem das Gut des wohlhabenden Bauern Johann Werner stand.